Ein Qualitätsmerkmal der Schulkultur
Schulberufslotsen-Projekt im Landkreis Holzminden gefährdet
Seit über 10 Jahren haben im Landkreis Holzminden drei Schulberufslotsinnen und ein Schulberufslotse an den weiterführenden Schulen vielfältige Aufgaben im Rahmen der Berufsorientierung und Berufsfindung übernommen. Gefördert von der Agentur für Arbeit und dem Weserberglandplan, einem Kooperationsprojekt des Landkreises Holzminden und der kreisangehörigen Kommunen zur Zukunftssicherung, hat dieses einzigartige Projekt auch über den Landkreis hinaus viel Anerkennung gefunden. Die Federführung für das Projekt liegt bei der Kreisvolkshochschule Holzminden, die mit dem Büro „Region des Lernens“ an der Georg-von-Langen-Schule Berufsbildende Schulen Holzminden und den einzelnen Schulen kooperiert. Ende des Jahres laufen die Fördermittel für das Projekt aus und schon jetzt ist abzusehen, dass ohne die Schulberufslots*innen eine maßgeschneiderte Unterstützung der Schülerinnen und Schüler entfallen muss. „Die Schule kann das im Unterricht gar nicht leisten, was die Schulberufslotsen an individueller Arbeit umsetzen“, so der Leiter der Oberschule Bevern, Klaus-Dieter Bollmann. In enger Zusammenarbeit mit den Berufsberaterinnen und Berufsberatern der Agentur für Arbeit an den Schulen sorgen sie für eine individuellen Umsetzung der persönlichen Ziele der Schülerinnen und Schüler am Übergang von der Schule in den Beruf.
Sebastian* hat es geschafft. Obwohl bis zur Übergabe seines Abschlusszeugnisses an einer Oberschule alle seine Bewerbungen erfolglos geblieben waren, konnte er mit Unterstützung seiner Schulberufslotsin dann doch noch eine Ausbildung zum Hörakustiker starten. Ali*, gebürtig aus Afghanistan, träumte schon als Kind davon, bei einem deutschen Automobilhersteller zu arbeiten. Dank des Einsatzes seiner Schulberufslotsin absolvierte er dann dort ein Schülerpraktikum, das er mit der Note „sehr gut“ abgeschlossen hat. Julia* wollte ein Praktikum als Schauspielerin machen, was im Weserbergland jedoch nicht möglich war. Gemeinsam mit der Schulberufslotsin suchte sie dann nach Alternativen und entdeckte ihr kreatives Potential beim Praktikum als Gestalterin für visuelles Marketing im Staatstheater Hannover. Dies sind nur einige konkretere Beispiele, wie durch individuelle Unterstützung Schülerinnen und Schüler erfolgreich ihren Weg ins Berufsleben meistern, auch wenn ihre Startchancen zunächst ungünstig schienen.
(*Namen von der Redaktion geändert)
Auch Jens Auberg, Teamleiter der Berufsberatung in Holzminden und Hameln freut sich, dass das Projekt „Schulberufslotsen“ bereits so lange in der bewährten Kooperation stattfindet. „Gemeinsam mit den Jugendlichen eine realistische Einschätzung ihrer Fähigkeiten und Möglichkeiten im Hinblick auf ihre Berufswahl zu erarbeiten, ist immens wichtig! Nur so können wir es schaffen, dass die zukünftigen Auszubildenden zufrieden sind und auch ihre Ausbildung erfolgreich beenden. Die vier Schulberufslotsinnen und -lotsen unterstützen hier die Berufsberatung in hervorragender Art und Weise!“
Angesichts der demografischen Entwicklung im Landkreis Holzminden und der Notwendigkeit der Nachwuchsgewinnung und der Fachkräftesicherung in der Region kommt dem Übergang von der Schule in den Beruf zudem weiterhin eine wichtige Bedeutung zu. Alle Schulberufslots*innen sind mit den regionalen Betrieben sehr gut vernetzt und finden so für viele der Jugendlichen auch auf den letzten Drücker noch einen Praktikums- oder Ausbildungsplatz. „Um dem zunehmenden Fachkräftemangel in der Region, aber auch der Abwanderung junger Menschen aus dem Landkreis Holzminden entgegenzuwirken, ist es erforderlich, dass die Arbeit der Schulberufslots*innen fortgesetzt wird“, konstatiert der Leiter der Haupt- und Realschule Eschershausen, Carsten Brand. Die Leiterin der Oberschule Stadtoldendorf, Rita Hartwig, bestätigt ebenfalls die große Bedeutung der Schulberufslots*innen an der Schnittstelle zwischen Schule und örtlicher Wirtschaft.
Alle weiterführenden Schulen im Landkreis Holzminden führen besondere Veranstaltungen und Projekte zur beruflichen Orientierung durch, bei denen die Schulberufslots*innen die Lehrkräfte unterstützen. Aufgrund der Pandemie konnten jedoch oftmals öffentliche Veranstaltungen nicht angeboten und externe Projekte nicht besucht werden. Hier wurden Alternativprojekte konzipiert und die Schulberufslots*innen haben häufig die Aufgabe übernommen, auf digitalem Weg für die Vermittlung zu sorgen. Auch Beratungsgespräche mit der Agentur für Arbeit oder Bewerbungsgespräche konnten so umgesetzt werden. Der Leiter der Oberschule Delligsen, Thorsten Steuer, sieht in dem Schulberufslotsen-Projekt „ein Qualitätsmerkmal unserer Schulkultur im Landkreis Holzminden, das auf jeden Fall weitergeführt werden muss.“