Kursnummer | 110140252 |
Dozentin |
Jutta Henze
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Datum | Mittwoch, 22.10.2025 19:00–21:15 Uhr |
Gebühr | 8,00 EUR Abendkasse (keine Ermäßigung) |
Ort |
KVHS
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Unter der Tarnbezeichnung „Hecht“ entstand ab Frühjahr 1944 im Hils ein Rüstungskomplex, zu dem unterirdische Fabrikationsstätten in den Asphaltstollen und mehrere Barackenunterkünfte für Zwangsarbeiter gehörten. Geplant waren Unterkunftsbauten für eine projektierte Belegschaft von 6000 Mann, davon etwa die Hälfte in Lagern in und um Holzen.
Im Mai 1944 trafen die ersten Kontingente ausländischer Zwangsarbeiter bei Eschershausen ein, darunter vor allem italienische Militärinternierte. Ab August bzw. September 1944 trafen KZ-Insassen aus Buchenwald sowie Gefangene des Zuchthauses Hameln in den Lagern bei Holzen ein.
Ebenfalls ab September 1944 wurde das Lenner Lager durch die Organisation Todt als Wohnbarackenlager errichtet, geplant für etwa 3300 Arbeitskräfte. Die ersten Transporte kamen aus Ludwigshafen und Düsseldorf, hauptsächlich Halbjuden und Juden, die in „privilegierter Mischehe“ lebten, Männer im Alter von 17 bis 73 Jahren! Es diente auch als Arbeitserziehungslager für Männer, die sich geweigert hatten, sich von ihren jüdischen Ehefrauen scheiden zu lassen. Seit Mitte der 1980er Jahre sind Biografien veröffentlicht worden, die Eindrücke über die Schicksale der unterschiedlichen Gruppen von Zwangsarbeitern aus dem Lenner Lager vermitteln.
Im Hils konnten die geplanten Produktionen der Rüstungsindustrie in den letzten sechs Monaten des Zweiten Weltkrieges nicht annährend umgesetzt werden, doch die verschiedenen Arbeitslager geben die organisatorischen Grundzüge, die Strukturen, aber auch nationale und politische Hintergründe der Zwangsarbeiter wieder. Dafür steht exemplarisch das Lenner Lager.